FemFest 2015

Hier findest du Programm und Rückblick des 5. FemFests 2015.




Rückblick: 5. FemFest 

Yeah yeah yeah – ein kleiner Rückblick 


Das FemFest in Würzburg feierte sein 5-jähriges Jubiläum. Am 30. und 31. Mai trafen sich 
Expert_innen, Laien und Künstler_innen, um über ein Potpourri an Themen wie Männlichkeitsbilder, Gendermarketing für Kinderprodukte, die Androhung von sexualisierter Gewalt im Internet oder die Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie zu referieren, diskutieren und lernen. Der Vortragsraum im Jugendkulturhaus Cairo war stets gut besucht und das zeigte, welche Relevanz die gesellschaftskritischen Fragestellungen haben, mit denen sich hier beschäftigt wird. Dass sich das FemFest als offener Raum für alle Interessierten versteht und nicht nur theoretisch gegen Ausgrenzung und Ungerechtigkeit vorgeht, zeigt sich auch an der Mischung des Publikums. „All genders welcome“ wird hier gelebt und trägt zu der aufgeschlossenen harmonischen Stimmung bei. 
Neben den spannenden Vorträgen durften sich die Besucher_innen auch in der Siebdruckwerkstatt und an der Buttonmaschine austoben oder konnten freestylen lernen, was sie auch gerne taten. Künstlerischer Input wurde mit einer Tanzperformance und einem Abschlusskonzert gegeben. Der Würzburger Chor des Wuf-Zentrums ließ swingend und sehr emotional das Fest ausklingen und zeigte, dass das FemFest irgendwie auch ein Fest der Liebe ist. Gerade auch das, was neben den Programmpunkten entsteht, macht das „gesellschaftskritische Fest zum Thema Geschlecht“ zu etwas Besonderem. Ob nun im Saal, draußen im Hof, im Treppenhaus oder bei einer Zigarette: überall finden Begegnungen statt. Die Leute tauschen sich aus, diskutieren, schmieden Pläne und merken, dass sie nicht allein sind mit dem Wunsch nach Veränderungen in der Gesellschaft. Mit der Hoffnung und Vorfreude auf viele weitere Veranstaltungen sage ich: Herzlichen Glückwunsch, liebes FemFest!

Katharina Scheuermann bloggt auch als Pauline hier und hat für uns einige Eindrücke des FemFests dokumentiert. 


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Später werde ich Prinzessin

Erziehung ohne Rollenklischees – ein dialogischer Vortrag von Almut Schnerring und Sascha Verlan

Die kommerzielle Ausnutzung und Festigung bestehender Rollenklischees macht auch vor dem Kinderzimmer nicht halt. Der Paygap zeigt sich schon beim Taschengeld von Kindern – Jungs bekommen mehr als Mädchen. Die Aufteilung der Haushaltsarbeiten spiegelt die Situation in der Erwachsenenwelt wieder. Mädchen kümmern sich mehr um ihre Geschwister und helfen bei Kochen, Putzen und Abwasch, während Jungs insgesamt weniger mithelfen und Aufgaben wie Rasenmähen und beim Tragen helfen übernehmen – und für einzelne Leistungen häufig bezahlt werden. Dass Geschlechterstereotype schon im Kindergarten angekommen sind, zeigt sich auch verbal: bereits ein Junge im Kindergarten weiß, dass die Bezeichnung „Du Mädchen“ ein Schimpfwort ist. 
Schnerring und Verlan, gemeinsame Eltern von drei Kindern, wissen viele erstaunend bis 
deprimierende Situationen aus ihrem Alltag zu erzählen. So konnten sie ihre Tochter, die in die 7. Klasse geht, auf einem vom Schulfotografen geschossenen Foto kaum erkennen, da es im Nachhinein so stark mit Photoshop bearbeitet wurde. Auch Kinder sollen anscheinend bereits wissen, wie das gängige Schönheitsideal aussieht: weniger Sommersprossen, weniger Lachfalten, glattere Haut. Die allseits bekannte Casting-Show „Germanys Next Top Model“ ist zwar für ein Publikum zwischen 14 und 49 empfohlen, ein GNTM-Ausmahlblock legt jedoch den Verdacht nahe, dass sich das Format sehr wohl bereits an Kinder unter 14 Jahren richten soll – welche 14-Jährigen malen denn noch gerne Bilder aus. Dass Heidi Klum die Verbreitung des gängigen weiblichen Schönheitsideals auch unter Kindern unterstützt, zeigt sich auch an ihrer High Heel Kollektion, die sie für 3-6-Jährige entworfen 
hat.

Einseitige Rollenbilder in der Produktwerbung

Gerade was frühkindliche Berufswünsche anbelangt, scheinen die Rollenbilder bereits stark gefestigt zu sein. Mädchen wollen Prinzessin werden, alternativ auch Supermodel oder Lehrerin, wohingegen Jungs zu Berufen wie Arzt, Pilot und Polizist tendieren. Werbung nimmt bei der Konstruktion dieser Wünsche und Vorstellungen sicherlich eine zentrale Rolle ein; sie prägt, bedient und missbraucht sie zu eigenen Zwecken. Die Beispiele, die von den Vortragenden gezeigt werden, sind erstaunlich. Die geschlechtsspezifische Kinderwerbung macht vor keiner Produktgruppe halt. Ob Suppe, Schaumbad oder Tee, dasselbe oder ein ähnliches Produkt wird einmal in Rosa und einmal in Blau beworben oder 
geschmückt. Die Adressierung lautet dabei z. B. „Prinzessinnen Suppe“ vs. „Feuerwehr Suppe“ (Maggi), „Prinzessinnen-Bad“ vs. „Sieger-Bad“ (Bübchen) oder es sind Teeprodukte mit den Namen „Feentraum“ vs. „Monsteralarm“ (Milford). Der dänische Spielzeughersteller LEGO setzt mittlerweile auch verstärkt auf stereotype Rollenklischees in den Erlebniswelten. In der Reihe LEGO Friends finden sich 5 Mädchen-Legofiguren als Protagonistinnen, deren Interessen und Charaktere die Kinder über Steckbriefe kennenlernen können. Die LEGO-Mädchen haben alle einen Vornamen und interessieren sich für Kleidung, Mode, Party; sie singen und tanzen gerne. Nur eine von ihnen hat einen Job: sie arbeitet als Putzfrau, um so ihren Traum Sängerin zu werden zu verwirklichen – außerdem ist sie Schwarz. Bei dem Pendant für Jungs treten 5 männliche Figuren bei LEGO City auf. Sie werden im Gegensatz zu den Mädchen durch ihre Berufe charakterisiert und bleiben namenlos. Das war aber bei LEGO nicht immer so. In dem Beipackzettel, der den Produkten in den 1970er Jahren noch beilag, konnte man lesen: „Ob Junge oder Mädchen, LEGO setzt der Phantasie keine Grenzen. Ein Mädchen baut ein Raumschiff. Ein Junge spielt mit der Puppenstube; weil eine Puppenstube menschlicher ist.“ 
Viele weitere Beispiele aus der verrückten Welt der Rollenklischees bei Kinderprodukten haben Schnerring und Verlan auf ihrer Seite http://ich-mach-mir-die-welt.de/ gesammelt. 

War ja nur ein Scherz

Mit zwischen 3.000 und 5.000 Werbebotschaften kommt man am Tag in Berührung. Kindergartenkinder kennen bereits 300 bis 400 Markenlogos. Von den Verteidigerinnen und Verteidigern der Werbung hört man die Worte, dass die meisten Botschaften gar nicht wahrgenommen würden und dass außerdem den Rezipierenden zuzutrauen sei, die Aussagen zu filtern und zu reflektieren. Außerdem wird häufig mit „Humor“ argumentiert und dass die dargestellten Stereotype doch ironisch zu lesen seien. (Übrigens ein Argument, das häufig auch zur Verteidigung von sexistischer Werbung angewendet wird.) Wie sollen jedoch Kinder von selber drauf kommen, dass ein Symbol auf Chipspackungen, das den Konsum für Frauen verbietet, eine überspitzte, lustig gemeinte Werbeaussage sein soll (Chio-Chips „Mädelsabend“ vs „Männerabend“).

Ich mach’s anders

Aber wie kann man seine Kinder davor schützen? Worauf muss man selber achten? Den Kopf in den Sand stecken, ist auf jeden Fall die falsche Lösung. Reden, aufklären und sensibilisieren sind wichtige Aktionsstrategien. Dabei sollte man sowohl auf die Kinder als auch auf die Erwachsenen und Menschen in Bildungsvermittlungspositionen zugehen. Ein anderer möglicher Weg ist die Vermeidung der Orte, an denen Rollenstereotype produziert und reproduziert werden. In einem Spielzeugladen können die Kinder den dargestellten Rollenbildern kaum entkommen. Den in der Modeindustrie verankerten Klischees kann man zum Beispiel dadurch entgehen, dass man anstatt in Kaufhäusern vermehrt auf dem Flohmarkt einkauft. Bei der Erziehung von Kindern ist es außerdem wichtig, die Interessen der Kinder nicht im Vorhinein in eine bestimmte Richtung zu lenken. Wenn es ums Fahrrad reparieren geht, kann man sowohl die Tochter als auch den Sohn assistieren lassen. Kinder sollen die Möglichkeit haben, ihre persönlichen Interessen und Fähigkeiten zu entdecken jenseits von Rosa-Hellblau-Welten.

Katharina Scheuermann bloggt auch als Pauline hier und hat für uns einige Eindrücke des FemFests dokumentiert. 


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Trolle und misogyne Gewaltandrohungen im Internet: leider kein Grimms-Märchen

Trigger-Warnung: Thematisierung von gewaltvoller Sprache und Androhung von sexualisierter Gewalt

„Würdest du mit das auch ins Gesicht sagen?“ ist Titel und Leitfrage für Ann Aulins interaktiven Vortrag über die Androhung sexualisierter Gewalt gegenüber Frauen im Internet. 
Sie haben sich kritisch über den Film „The dark Knight“ geäußert, für die Entwicklung ihres Indie-Games gute Kritiken bekommen oder fordern die Abbildung von Frauen auf Geldscheinen: harmlos und wenig angreifbar auf den ersten Blick, aber ausgelöst haben Frauen mit diesen Statements oder Handlungen eine Menge Hass. Ann Aulin stellt knapp ein Dutzend Beispiele vor, in denen Frauen im Internet mit Androhungen von Vergewaltigungen und anderen Gewalttaten konfrontiert werden. Es ist harter Tobak, wie explizit seitens der Trolle systematisch Angst geschürt wird – und das unter dem Deckmantel der Anonymität.

Die Britin Caroline Criado-Perez hatte die Bank of England aufgefordert, einen Wechsel von Elizabeth Fry zu Winston Churchill als Konterfei auf dem 5-Pfund-Schein rückgängig zu machen, da ansonsten außer der Queen keine weiblichen Personen auf den englischen Geldnoten abgebildet seien. Was auf diese Forderung folgte, waren erboste Kommentare und sehr explizite bis brutale Vergewaltigungs- und Mordandrohungen via Twitter und Co, z. B.:

  “WOMEN THAT TALK TOO MUCH NEED TO GET RAPED” 

 “i will find you :)”

  ”I’ve just got out of prison and would happily do more time to see you berried!!”

Criado-Perez ließ sich davon allerdings nicht unterkriegen. Sie retweetete die Feeds und weil Twitter über 12 Stunden lang diese Formen von öffentlichen Gewaltandrohungen zuließ, folgte in einer Online-Kampagne mit mehr als 15.000 Unterstützerinnen und Unterstützern die Forderung an das britische Twitter, diese Art von verbaler Gewalt direkt anzeigen zu können. Die Einführung eines Melde-Buttons ist in Planung. Die Gewaltandrohungen hörten daraufhin jedoch nicht auf. Insgesamt wurden 4 Leute, die Gewaltandrohungen gegen sie online veröffentlichen festgenommen. Ab 2017 wird außerdem auf dem 10-Pfund-Schein Jane Austen zu sehen sein. 

Anita Sarkeesian: “Tropes vs Women“ – unter diesem Titel wollte die kanadisch-amerikanische Feministin eine Video-Serie produzieren, die sich mit frauenverachtenden oder stereotypen Frauenrollen in Videospielen beschäftigt. Ihre Crowdfunding-Kampagne 2012 auf Kickstarter löste aber nicht nur rollende Rubel aus, sondern jede Menge Hass im Internet. Rassismus, Gewalt- und Vergewaltigungsandrohungen fanden sich in den Kommentaren. Eine besonders perfide Aktion war die Entwicklung eines Flashgames mit dem Namen „Beat up Anita Sarkeesian“, indem der Spieler per Mausklick eine virtuelle Darstellung von Sarkeesian brutal schlagen und die Misshandlungsspuren direkt an ihrem Konterfei sehen konnte. Im Rahmen des Shitstorms wurden auch ihre persönlichen Daten gehackt und online veröffentlicht – genannt Doxing. Auch eine Verschwörungstheorie wurde in Umlauf gebracht, nach der es andere Feministinnen seien, die selber explizit sexistische Comments postete, um der Debatte einzuheizen und die Gamerszene schlecht dastehen lasse. 

In ihrem Video-Blog kritisiert Sarkeesian unter anderem, dass Videospiele nicht die vorherrschende Gewalt an Frauen thematisieren und kritisch hinterfragen und so zu Aufklärung und Verbesserung beitragen, sondern dass sie diese Form von Erniedrigung bequem für den User genießbar machen. Dass Gamer doch einfach nur Spaß haben wollen und sich nicht mit sozialen Phänomenen kritisch auseinander setzen wollen, war eine der Rechtfertigungen dazu. Die Reaktionen auf ihr Projekt aus der Gamerszene gingen sogar soweit, dass eine öffentliche Veranstaltung, zu der sie eingeladen war, wegen einer Bombendrohung abgesagt werden musste. Explizite Todesdrohungen via Twitter führten außerdem dazu, dass sich die Kritikerin in ihrer Wohnung nicht mehr sicher fühlen konnte und teilweise untertauchen musste. Neben der Welle an Hass und Verleumdung löste der Fall aber auch Solidarität und die Thematisierung von Sexismus in Videogames aus. Für ihren mutigen Einsatz wurde Sarkeesian bereits mit mehreren Preisen der Gamerszene aber auch z. B. von der Times oder der Cosmopolitan ausgezeichnet. 

Ganz schön real

Aulin stellt außerdem die Fälle von Alyssa Royse, Katy Sierra, Lindy West, Laurie Penny, Jessica Valenti. Auch wenn einem dabei wirklich schlecht werden kann, lohnt es sich, die Beispiele anzugucken. Allesamt mutige Frauen, die ihr Meinung frei äußern und sich auf einmal von einem Mob an wütender bis grausamer Gegner umringt sehen. Es ist krass, dass gerade feministische Äußerungen so starke Reaktionen hervorrufen. Woher kommt dieser Hass und warum wird er im Internet so völlig frei herausposaunt?

Es gibt die Tendenz derartige Gewaltandrohungen im Internet herunterzuspielen. Das sei doch nicht real, da nur online. Dass sie aber sehr wohl echt sind, zeigt sich allein an den Konsequenzen für die Betroffenen. Woher soll eine Bloggerin wissen, ob die expliziten Gewaltandrohungen nicht am nächsten Tag von der Person umgesetzt werden. Gerade, wenn persönliche Daten gehackt werden, ist da keine Grenze mehr und die Bedrohung absolut real. Das ganze kann außerdem auch spürbare Folgen im finanziellen und beruflichen Kontext haben. Wenn eine Journalistin aus Angst um ihre Gesundheit oder ihr Leben sich aus der Öffentlichkeit zurückzieht, weniger Aufträge annimmt, dann merkt sie das natürlich auch an ihren Einnahmen. Die direkten Auswirkungen auf die Psyche und auf das Sozialleben sind – wie man sich vorstellen kann – können ebenfalls gravierend sein. Die Täter bleiben anonym, sind dadurch geschützt, aber die Opfer nicht. Sie können sich nicht oder nur schwer verstecken, da sie in der Öffentlichkeit stehen und meist unter ihrem Klarnamen im Internet unterwegs sind. 

Ist doch alles Cyber-Mobbing

Warum es sich bei diesem Phänomen nicht einfach um Cyber-Mobbing handelt, zeigt die Statistik. Sehr viel häufiger erleben Frauen genderspezifische Gewaltandrohungen, in denen es um Vergewaltigungsfantasien oder andere Misshandlungen geht, oder die Bloßstellung und Reduktion auf ihren weiblichen Körper. Von 1.606 Revenge-Porn-Fällen – aus Rache werden Nacktfotos der zu verunglimpfenden Person öffentlich sichtbar online gestellt – sind 90 % der Diffamierten Frauen. Während Frauen 100 sexuell bedrohliche Nachrichten in Chaträumen erhalten, liegt die Zahl bei den Männern bei 3,7. Schlimm ist, dass auf die öffentliche Anprangerung von sexualisierter Gewalt im Internet oft direkt neue verbale Online-Gewalt folgt. Initiatoren von Kampagnen gegen diese Gewaltform sehen sich außerdem immer wieder mit dem Vorwurf der Einschränkung der Meinungsfreiheit konfrontiert. Ein fadenscheiniges Argument, die Forderung sollte lauten. „Nicht Sicherheit für freie Rede, sondern Sicherheit und deshalb freie Rede“. 

Zum Glück kann Aulin neben den harten Geschichten auch von ein paar guten Gegenaktionen berichten. Bei dem Projekt „Zero Trollerance“ wird in Video-Botschaften der Weg zu einem „guten Menschen“ gezeigt. Eine Art Selbsthilfeangebot, das sich mit einer riesigen Portion Humor dort einschaltet, wo im Internet sexuelle Belästigung stattfindet. Wenn in Foren beleidigende Äußerungen auftauchen, wird dem Verursacher automatisch eine Videobotschaft geschickt, mit dessen Anleitung er sich von seinem Hass und seinem frauenverachtenden Verhalten befreien kann. Schnelle direkte Hilfe für Betroffene soll außerdem mit der Plattform „HeartMob“ gewährleistet werden. Für die Umsetzung dieses Projekts ab September wird gerade auf Kickstarter finanzielle Unterstützung gesammelt. Auch von Betroffenen gibt es beeindruckende Wege, sich zur Wehr zu setzen. Eine sehr kluge Art hat Alanah Peirce gefunden. Die beleidigenden und erniedrigenden Nachrichten und Bilder, die sie im Internet bekam, hat sie via Facebook an die Mütter der Jungs bzw. Männer geschickt, von denen sie belästigt wurde!


In diesem Sinne schließe ich aus dem Vortrag: keine Macht den Trollen!

Katharina Scheuermann bloggt auch als Pauline hier und hat für uns einige Eindrücke des FemFests dokumentiert. 


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Wann ist ein Mann ein Mann?

In seinem Vortrag diskutiert Gero Bauer das Bild von Männlichkeit bzw. Männlichkeiten im Wandel der Zeit, sowie die problematische Enge einer rein dichotomen Vorstellung von Geschlecht und vieles mehr.

Genderwissenschaften stehen aktuell in keinem guten Ruf. Wissenschaftler_innen müssen sich gegen Aussprüche wie „gendergerechte Sprache ist bescheuert“, „die Hinterfragung von 
Geschlechtskategorien und den damit verbundenen Rollenbildern ist sinnlos oder gar gefährlich“ und „Genderforschung ist eine Antiwissenschaft“ wehren. Damit einher geht eine Fokussierung auf das binäre System Mann vs. Frau und einem engen Begriff von den unterschiedlichen Rollen, die diese beiden Geschlechter in unserer Gesellschaft einnehmen. Gero Bauer führen diese vereinfachten Darstellungen zu der Frage, was denn nun diese zwei Pole sein sollen, auf die immer wieder Bezug genommen werde, was eigentlich „Männlichkeit“ sein soll und wie sie rezipiert und gelebt wird. 

Allgegenwärtig bei der Beschäftigung mit Männer- und Frauenbilder ist die Gegenüberstellung und klare Trennung von „biologischen“ und „kulturellen“ Faktoren (nature vs. nurture). Demzufolge wisse die Natur schon, was das Geschlecht ausmache, und es sei überflüssig, diese klare Einteilung in Frage zu stellen und auf kultureller, sozialer Ebene aufzubrechen. Aber selbst in der Biologie ist das binäre System längst nicht so eindeutig, wie häufig angenommen wird. Für die medizinische Bestimmung des Geschlechts werden 5 Faktoren einbezogen: genetisches Geschlecht, gonodales Geschlecht, hormonales Geschlecht und die Ausprägung der inneren und äußeren Geschlechtsorgane. 

Die Dekonstruktion der Kategorien ist dabei allerdings nicht das Ziel als solches, es geht nicht darum, die Geschlechtsgrenzen aufzuheben und Gleichmacherei zu betreiben. Stattdessen soll Diskriminierung, die auf dem binären System beruht, verhindert und das Bewusstsein und die Offenheit für die Vielfalt an menschlicher Differenz gefördert werden.

Ein Potpourri an Männlichkeiten

Was soll denn überhaupt die Männlichkeit sein? Dass es nicht nur die eine gibt, wird doch schnell klar, wenn man sich die Männer anschaut. Sie sind mal klein, groß, bärtig, haarlos, dick, dünn, offensiv oder schüchtern. Geschlechtsdefinition hat vielmehr einen provisorischen Charakter. Das Bild, das man von „Mann“ und „Männlichkeit“ hat, ist ein rein hypothetisches, das nur in Abgrenzung zum Bild von „Frau“ und „Weiblichkeit“ existiert. Die Frage nach Männlichkeit kann daher umformuliert werden in: in welchen Facetten wird Männlichkeit erlebt und gelebt? Welche Relevanz hat sie für den Alltag? 

Lediglich die Unterscheidung aufgrund des Besitzes einer Gebärmutter oder einer tendenziell unterschiedlichen Hormonverteilung vorzunehmen, scheint einfach zu kurz gefasst. Stattdessen können die Erkenntnisse auf biologischer Ebene mit denen auf sozialer und kultureller Ebenen verknüpft werden, um der Frage nach geschlechtlicher Identität auf ebenso komplexem Wege nachzugehen, wie der Gegenstand als solcher selbst ist. Eins ist dabei klar: die Frage nach dem Wesen der Männlichkeit wird nicht mit einem klaren Bild beantwortet werden können, sondern lediglich die Vielfalt der gelebten, erlebten und erwarteten Ausprägungen zeigen. Diese Komplexität und das Nicht-Beantworten-Können kann hierbei als positives Ergebnis bewertet werden.

In der „Männlichkeitsforschung“ spricht man von verschieden gelebten Männlichkeiten. Diese weichen von Person zu Person ab, jedoch kann man sie auch nach ihrem situativen Kontext differenzieren. In einer Studie haben sich die britischen Wissenschaftlerinnen Victoria Robinson und Jenny Hockley mit dem Männerselbstbild in verschiedenen Berufsfeldern beschäftigt. Die befragten Männer aus den Arbeitsbereichen Frisör, Makler und Feuerwehrmann haben auf die Frage nach ihrem Selbstbild als Mann Antworten gegeben, die häufig an den beruflichen Kontext gebunden waren und von dem Eigenverständnis im Kontext Familie/Zuhause abwichen. Ebenso konnten je nach Berufsgruppe Überschneidungen im Selbstbild der Männer herausgestellt werden. Das zeigt doch, wie kontext-, situationsabhängig und wandelbar das Männlichkeitsbild ist.

Kleiner Mann, was nun?

Neben einem genaueren Nachschreiten von historischen Männlichkeitskonzepten, von den Diskriminierungen und Stereotypisierungen auch in der Schwulenszene und dem Aufzeigen von Verschränkungen von Diskriminierungen, die dazu führen, dass einzelne Ungerechtigkeiten schlechter aufzuspüren und zu benennen sind, stellt Gero Bauer in seinem Schlussplädoyer vor, was für eine Veränderung zu tun ist. 
Solange aufgrund von Abweichungen Menschen Gewalt erfahren, muss weiter für ein Umdenken gekämpft werden. Die Kluft zwischen gelebter Vielfalt und theoretischer Gleichförmigkeit muss sich schließen, hin zu einem aufgeschlossenen Menschenbild. 

Das Bewusstsein von der gelebten Vielfalt an Männlichkeiten soll dazu führen, dass das streng differenzierende/kontrastive Bild verschwindet und dadurch Diskriminierungen entgegengewirkt wird.

Die Kämpfe sollen nicht nur auf theoretischer Ebene in den Universitäten gefochten werden, sondern sich stets auf die gelebte Realität beziehen. Daher ist der Austausch zwischen Aktivisten und Wissenschaftlern sehr wichtig.


Katharina Scheuermann bloggt auch als Pauline hier und hat für uns einige Eindrücke des FemFests dokumentiert. 


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AUSFÜRHLICHES PROGRAMM FÜR
SAMSTAG & SONNTAG


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Sa, 11:30-12:00 Uhr 
Eröffnung des 5. FemFests Würzburg
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Sa, 12:00-14:00 Uhr 

GERO BAUER: Männlichkeit oder Männlichkeiten – Aktuelle Diskurse um das Thema ‚Mann‘ aus kulturwissenschaftlicher Perspektive



Überall wird ‚gegendert‘. Die Debatte darum, was Geschlecht ‚ist‘, wem es zusteht, darüber zu entscheiden, und welchen Sinn und Unsinn ‚die‘ Gender Studies für Wissenschaft und Gesellschaft haben, wurde wohl noch nie hitziger geführt als in den letzten Monaten und Jahren. Das Spektrum der Anfeindungen reicht von Harald Martensteins giftig-ironischem Angriff auf die Geschlechterstudien bis hin zu handfesten Drohmails an Forscher_innen. 
Im gesellschaftlichen Bereich beobachten wir eine zeitgleiche Entwicklung hin zu einer Vielfalt geschlechtlicher und sexueller Ausdrucksweisen (trans, schwul, lesbisch, bi, queer,…) einerseits und die Einführung des Überraschungseis‚ für Mädchen‘ und ähnliche pink-blaue Binaritätsexzesse andererseits.


Seit Jahrzehnten kämpfen Feminist_innen für die Gleichberechtigung der Frau und eine nachhaltige Veränderung der gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse. Ein Diskurs um die Frage nach einer (oder mehrerer) ‚Weiblichkeit(en)‘ ist in der akademischen Welt mehr oder weniger (wenn auch immer prekär) etabliert. Im Zuge einer immer stärkeren Hinterfragung der geschlechtlichen Binarität durch ‚queere‘ Forscher_innen und Aktivist_innen muss sich nicht nur der klassische Feminismus neu positionieren.

Allen Versuchen, die Geschlechterbinarität aufzuweichen, zum Trotz (oder gerade ihretwegen) scheint sich vermehrt die Frage zu stellen: Wo bleibt eigentlich ‚der Mann‘? Der Buch- und Zeitschriftenmarkt überschlägt sich mit Ratgebern und Tipps für Frauen (‚endlich verstehen, wie Männer ticken‘) und Männer (‚Was ist der moderne Mann?‘) zu diesem Thema, während sich in den Kulturwissenschaften eine eigene, ‚den Männern‘ gewidmete Forschungsrichtung, die ‚Masculinity Studies‘, herausbildet. Zwischen Macho-Kult, Holzfällernostalgie, Fleischfetischismus auf der einen Seite und strickenden Öko-Jungs, Androgynität, hipsterbärtiger Einfühlsamkeit auf der anderen Seite bietet die Gegenwart eine ganze Bandbreite von Männlichkeitsentwürfen.

Ausgehend von dieser scheinbar unübersichtlichen Stimmenvielfalt zum Thema ‚Mann‘ will ich in meinem Vortrag der Frage nachgehen, woher das aktuelle Interesse am Thema ‚Männlichkeit‘ möglicherweise kommt und wie die Geschlechterstudien unter Einbeziehung interkultureller und historischer Perspektiven Ansätze liefern können, die ein besseres Verständnis für Diskurse rund um ‚Mann‘ und ‚Frau‘ (und alle dazwischen) liefern können.

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Sa, 14:00-16:00 Uhr 

ANN AULIN: Würdest du mir das auch ins Gesicht sagen? - Androhung sexualisierter Gewalt online (Interaktiver Vortrag)


       Das Internet ist ein enorm wichtiger Raum für Feminismus und Stimmen, die in öffentlichen Debatten häufig nicht gehört werden. Dabei werden die technischen Möglichkeiten und Anonymität, die es ermöglichen Gedanken und Gefühle auszutauschen, leider auch dazu genutzt Hass und Angst zu verbreiten. Neben Beleidigungen sehen sich, insbesondere Personen, die sich feministisch äußern und/oder nicht verschiedenen Normkonstruktionen entsprechen mit Androhungen sexualisierter Gewalt konfrontiert. Die Manipulation von Fotos und Wikipedia-Einträgen, das Trollen von Twitter-Accounts bis hin zur Veröffentlichung von privaten Adressen gehören dabei zum Repertoire von Einschüchterungsversuchen.

    Im Vortrag werden diese Androhungen - ein offline altbekanntes Machtinstrument, um Personen aus dem öffentlichen Diskurs zu verdrängen - im Kontext des Internets beleuchtet. Dazu werde ich konkrete Fälle, den aktuellen Stand der Forschung, sowie politischen Debatten zum Thema darstellen. Außerdem soll es Raum für Austausch über eigene Erfahrungen und Handlungsstrategien geben, um mit solchen Drohungen umzugehen und diese zu politisieren.

Zur Sprecherin: Ann schreibt derzeit ihre Masterarbeit zum Thema und hält außerdem in Schulen Workshops zu Anti-Diskriminierung und couragiertem Verhalten.

Keine TN-Begrenzung, all genders welcome!

Trigger Warnung

In dem Vortrag werden verschiedene Beispiele von Androhung sexualisierter Gewalt aufgegriffen. Bei der Recherche habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Beispiele sehr nahe gehen können und ich möchte Euch daher vorwarnen, dass schmerzhafte Eindrücke und Erinnerungen hervorgerufen werden können. 
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 Sa, 14:00-16:00

 WORKSHOP: "FREESTYLE-RAP" MIT ANDI

Yo!

So oder so ähnlich fängt jeder gute Freestyle an. Was das ist? Spontane Lyrik, A capella oder über einen Beat gerappt. Erste Schritte in dieser Kunstform sind schwierig, weil man sich dabei sehr leicht ein wenig blöd vorkommt. Der Workshop hofft diese Angst ein bisschen nehmen zu können, besonders nicht-heterosexuellen maskulinen Geschlechtern, welche in dieser Kunstform ziemlich unterrepräsentiert sind. Denn Freestyle kann extrem viel Spass machen und ist auf jeder langweiligen Party ein toller Zeitvertreib. Wir wollen uns auch gar nicht lang mit Theorie quälen sondern fangen ziemlich direkt mit dem Rappen an. Verschiedene Übungen sollen die ersten Hemmungen nehmen und auch Ideen geben, wie man selbst im Alltag üben kann. Ich freue mich auf jede_n!

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Sa, 14:00-18:00 Uhr (parallel zu den Vorträgen und Workshops)

Kaffee & Snacks, Siebdruck-Werkstatt, Buttons gestalten, Büchertischlein etc.


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Sa, 16:00 Uhr

ACHTUNG PROGRAMMÄNDERUNG //FOLGENDER WORSKHOP ENTFÄLLT LEIDER: 

JULIA BRILLING/HOLLABACK!
„CHALKWALK – Aktionsworkshop“

Alternativ haben wir kleine "Chalk-to-go"-Beutel für euch vorbereitet - mit allem, was ihr für euren eigenen DIY-Chalk-Walk auf dem Heimweg benötigt (Kurzanleitung inklusive)!


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Sa, 16:00-18:00 Uhr 

In Kooperation mit der Akademie Frankenwarte, Würzburg:

Eine Reportage von LEA LAZIC REUSCHEL:

"DIE EU-FLÜCHTLINGSPOLITIK IN DER PRAXIS.
MELILLA, DIE GEFÄNGNIS-STADT AN DEN GRENZEN EUROPAS"


"Während meines dreimonatigen Forschungsaufenthaltes in Melilla, der spanischen Exklave an der nordafrikanischen Küste Marokkos, hatte ich die Möglichkeit, die Probleme der EU-Einwanderungspolitik in einem größeren Zusammenhang zu betrachten.

Ich konnte mich mit Situationen auseinandersetzen, in denen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung weitgehend den Alltag der Migrant_innen bestimmen. Dies geht freilich
nicht nur von der marokkanischen Seite aus, sondern auch von Spanien - und somit ist auch die EU-Flüchtlingspolitik aktiv daran beteiligt.

Ziel meiner Forschungstätigkeit war es, die Situation vor Ort zu dokumentieren und
bekannt zu machen. Nach einer kurzen Einleitung zur Geschichte des "spanischen Zaunes", der um die spanischen Exklaven von Ceuta und Melilla errichtet wurde, möchte ich zur Migrationspolitik der Iberischen Halbinsel sowie der Europäischen Union Stellung beziehen. Anschließend konzentriere ich mich aufdie aktuelle Situation der Flüchtlinge und Migrant_innen in Melilla."

Lea-Sophie Lazic-Reuschel, geboren am 21.08.1987 in Rijeka (Kroatien), hat ihren Masterabschluss im März 2014 in Interkulturelle Zusammenarbeit und Entwicklung an der Universität Triest, bestanden. Von Januar bis Juli 2013 hat sie an einem Studierendenaustausch mit der Universität von San Diego (Kalifornien, USA) teilgenommen und dort als Praktikantin beim "Binational Center for Human Rights" in Tijuana gearbeitet. Während ihres Praktikums hat sie an einem Forschungsprojekt gearbeitet, das sich mit Verletzungen der Menschenrechte von mexikanischen Migranten, die aus den USA abgeschoben wurden, beschäftigte.

Zwischen 2010 und 2011 hat sie in Südamerika gelebt, vor allem in Brasilien und Kolumbien, wo sie vielfältige Erfahrungen auf dem Gebiet der internationalen Zusammenarbeit sammeln konnte. 

Mitte Februar 2015 ist sie aus Melilla, spanische Enklave in Marokko, zurückgekehrt, wo sie sich mit der Emigrationspolitik der EU und der konkreten Lage der Flüchtlinge vor Ort beschäftige.

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Sa, 18:00-20:00 Uhr 

ABENDESSEN im Hof oder in der Jugendherberge 

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Sa, 20:00-22:00 Uhr

PODIUMSGESPRÄCH:

"Rolle vorwärts?! Arbeit, Familie, Freizeit - Wie vielen Rollenbildern müssen wir gerecht werden? " 


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http://bizzmiss.de/wordpress/wp-content/uploads/2013/12/bizzmiss-logo-300x84.png 




mit TOBIAS SCHOLZ (Autor des Buches “Papa kann auch stillen - Wie Paare Kind, Job & Abwasch unter einen Hut bekommen”),  


INGA HÖLTMANN (Redakteurin des bizzmiss;

http://bizzmiss.de und 

ANTJE RINK (Beraterin und Trainerin in der Beratungsstelle Frau & Beruf, Bad Kissingen)

Moderation: Eva Nagler


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SONNTAG


So, 12:00-14:00 Uhr 

ALMUT SCHNERRING und SASCHA VERLAN
„Nicht 2, sondern 1000 Möglichkeiten. Raus aus der Rosa-Hellblau-Falle!“
Video-Vortrag mit Diskussion

In der Erwachsenenwelt kämpfen wir gegen ungleiche Bezahlung und gläserne Decke, gegen Care Gap und Alltagssexismus, für eine geschlechtergerechtere Gesellschaft. Aber wie nachhaltig können diese Entwicklungen sein, wenn wir sie nicht hineintragen in die Kinderzimmer? Dort aber werden Mädchen wieder zunehmend auf Schönheit und Pflege reduziert, Lebensbereiche, aus denen Jungen wiederum ausgeschlossen werden, Puppenspiel und rosa Ü-Ei sind für sie tabu. Freund*innen des Gendermarketing sind überzeugt: Jungen und Männer lieben Roboter-, Technik- und Actionwelten, Frauen und Mädchen mögen Feenglitzer und TopModel-Welten, denn \u201eso sind sie eben\u201c. Steinzeitliche und biologistische Argumente tragen dazu bei, dass Jungen bis heute mehr Taschengeld bekommen und Mädchen mehr im Haushalt helfen müssen, dass Männer 22% mehr verdienen und Frauen 80% der Care-Arbeit übernehmen. Willkommen in 2015!

Almut Schnerring und Sascha Verlan schreiben und produzieren gemeinsam als "Wort & Klang Küche" Hörspiele und Radiofeatures für den öffentlich-rechtlichen Hörfunk. 2014 erschien ihr Buch 'Die Rosa-Hellblau-Falle. Für eine Kindheit ohne Rollenklischees\u2018 im Verlag Antje Kunstmann.

Über Rollenklischees im Alltag bloggen sie unter www.ich-mach-mir-die-welt.de

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So, ab ca. 13:30 Uhr

SUSANNE RIES, MONA ZIMMER und PATRICIA PFEIFFER
– Kurzvortrag : „Die gesellschaftliche Verantwortung eines Museums. Zur Ausstellung queerer Themen“ (20-30 min.)


Queere Themen sind im Museum heute immer noch selten zu finden. Dabei sollten Museen im Bezug auf ihre soziale Verantwortung die Vielfalt der Gesellschaft durch Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln repräsentieren. Durch das Ausstellen von sexueller Vielfalt können Museen zum Aufbrechen gesellschaftlicher Normen beitragen und  auch aktivistisch, partizipativ gegen Diskriminierungen eintreten.
Als Beispiel einer Repräsentation von queer im Museum möchten wir ein Projekt, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Museum europäischer Kulturen, vorstellen: „Queering the Museum – Verschiedene Lesarten im MEK“. An diesem konkreten Beispiel wollen wir verdeutlichen, wie es gelingen kann, sexuelle Vielfalt in einer Ausstellung und Sammlung sichtbar zu machen und in welche „Fettnäpfchen“ man dabei treten kann.

Die Referentinnen haben im Rahmen eines Masterprojektes des Studienganges Museumswissenschaft selbstständig zu queeren Themen im Museum gearbeitet. 
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So, 14:00-16:00 Uhr 

ANTJE SCHRUPP

– Vortrag & Diskussion: „Feministische Ökonomie“

Ökonomie ist nicht geschlechtsneutral. Doch die klassischen Wirtschaftstheorien sind
überwiegend auf diesem Auge blind. Im Zentrum ihrer Analysen steht spätestens seit der Moderne der "homo oeconomicus", der rational auf dem Markt agierende freie Mann. 

Um diese Fiktion herum entstand eine symbolische Ordnung, die wesentliche 

Aspekte dessen, was "Wirtschaft"ausmacht, ignoriert oder bewusst verschweigt: die unbezahlte Arbeit, die informelle Arbeit, die sozialen Rahmenbedingungen der Ökonomie, die von gesellschaftlichen Machtstrukturen geprägt sind. 

Feministische Ökonominnen haben seit Jahrhunderten alternative Ansätze formuliert.
Das Spektrum reicht von bloßen Forderungen nach mehr Integration von Frauen in dieses System bis hin zu radikalen Infragestellungen dieser Ordnungen und grundlegender Kritik an Kapitalismus und Patriarchat. In einem Impulsvortrag gibt Antje Schrupp einen Überblick über diese Debatten und ihre unterschiedlichen Ansätze und lädt davon ausgehend zu einer Diskussion ein.


Zu ihrer Person: Dr. Antje Schrupp, Politikwissenschaftlerin und Publizistin, lebt in 

Frankfurt am Main. Ist seit zwanzig Jahren in feministischen Netzwerken aktiv, die 
sich unter anderem mit Wirtschaftsethik beschäftigen. Sie unterstützt die Bewegung für ein Bedingungsloses Grundeinkommen unter patriarchatskritischen Vorzeichen 
(vgl. www.gutesleben.org), ist Mitautorin des "ABC des guten Lebens"
(www.abcdesgutenlebens.de) und im Koordinationskreis des Netzwerks "Care-
Revolution" (www.care-revolution.org).


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So, 16:00-18:00 Uhr 

ULFILAS BÄURLE: QUEER AMNESTY



Überall auf der Welt werden Menschen wegen ihrer sexuellen Identität diskriminiert, misshandelt vergewaltigt, inhaftiert, gefoltert und ermordet. Es sind Menschen, die sich als lesbisch, schwul oder bisexuell bezeichnen, als Transgender oder intersexuell identifizieren. Da sie sich nicht dem Diktat dessen unterwerfen, was gesellschaftlich nicht als „normale“ sexuelle Identität gilt, laufen sie Gefahr, von Einzelpersonen, Gruppen oder Staatlichen Akteuren verfolgt zu werden.


Amnesty International setzt sich für den Schutz der Menschenrechte ein, insbesondere:

• für die Sicherstellung der körperlichen und geistigen Unversehrtheit aller
Menschen

• für den Aufbau von gegenseitigem Respekt und gegen Diskriminierung

• für Gerechtigkeit und gegen die Straflosigkeit im Zusammenhang mit

Menschenrechtsverletzungen

• für die Rechte von Frauen und Mädchen, Flüchtlingen, Asylsuchenden und
Migrant_innen

• für die Förderung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte

Queeramnesty ist eine bundesweite Themengruppe der deutschen Sektion von Amnesty international und arbeitet zu Fällen von Menschenrechtsverletzungen an Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen (LGBTI).


Mit der Schweizer und der österreichischen Queeramnesty­Gruppe ist sie Teil eines weltweiten Amnesty­Netzwerks, das für die Menschenrechte von LGBTI in allen Teilen der Welt eintritt.


„JEDER MENSCH HAT DAS RECHT AUF FEIHEIT, LEBEN UND
DIE SICHERHEIT DER PERSON“ (ARTIKEL 3 DER ALLGEMEINEN ERKLÄRUNG DER MENSCHENRECHTE)
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So, ab ca. 18:00 Uhr 

COMMUNITAS SINGULARIS - KÖRPERPERFORMANCE (13 min.)

Der Körper – Ganzes oder Gemeinschaft Einzelner?
Ein Raum, Zwei Körper, viele Individuen. Körperperformance einer Gesellschaftsstudie.

Von Sophie Schmid und Ilona Zilkowski


KONZERT des wuf-Chors
SOTTO VOCE

Sotto Voce, der Chor des schwulesbischen Zentrums von Würzburg, erfreut erstmalig am FemFest mit lauten und leisen Tönen, raffinierten Medleys, poppigen Stücken und einem Sprung durch die musikalische Zeitgeschichte... 

35 Sänger_innen, 3 Chorleiter und 8-stimmiger Gesang lassen das FemFest so entspannt aus"-klingen". 
Viel Freude beim Zuhören!


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